Der nächste Morgen brach in strahlendem Licht an. Die Sonne schien durch die Vorhänge und weckte Mia sanft aus ihren Träumen. Sie streckte sich genüsslich und lächelte in sich hinein, während sie an den Tag dachte, der vor ihr lag. Heute war die Radtour, vor der sie sich am Vorabend noch gefürchtet hatte. Doch nach einer erholsamen Nacht und einem klaren Kopf fühlte sie sich bereit, die Herausforderung anzunehmen. Als sie in die Küche kam, roch es bereits verführerisch nach frischem Kaffee und warmen Brötchen. Am Tisch saß Onkel Karl und Ida servierte gerade das Frühstück. „Guten Morgen, Mia!“, begrüßte Onkel Karl sie strahlend. „Hast du gut geschlafen?“ „Wie ein Stein“, antwortete Mia mit einem Lächeln und setzte sich. „Ich bin bereit für alles, was heute auf mich zukommt.“ „Das will ich doch hoffen!“, sagte Onkel Karl und schob ihr ein prall gefülltes Glas Orangensaft hinüber. „Du wirst deine Energie brauchen.“ Nach einem reichlichen Frühstück, bei dem Mia geschickt das Gespräch in Richtung Wissenschaft und Rätsel lenkte, sodass sie die bevorstehende körperliche Anstrengung ein wenig verdrängen konnte, stand Onkel Karl schließlich auf und reichte ihr einen Rucksack. „Hier ist dein Proviant“, verkündete er mit einem breiten Grinsen. „Ida hat uns ein Lunchpaket gepackt, damit wir unterwegs nicht verhungern.“ Mia nahm den Rucksack entgegen und spähte hinein. „Perfekt. Wir sind also versorgt“, sagte sie mit einem schelmischen Grinsen. „Falls die Fahrt zu anstrengend wird, kann ich uns wenigstens mit mathematischen Rätseln bei Laune halten.“ Onkel Karl lachte laut auf. „Du und deine Rätsel. Aber ich sage dir eins: Kein Zahlenspiel wird uns die Hügel abnehmen. Die müssen wir ganz klassisch mit dem Fahrrad bewältigen.“ Mia nickte entschlossen. „Gut, dann zeigen wir diesen Hügeln, was wir können.“ Kurz darauf standen sie in der Garage, wo zwei Fahrräder auf sie warteten. Mia prüfte ihr Fahrrad sorgfältig, bevor sie aufstieg. „Alles klar“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu Onkel Karl. „Ich bin bereit.“
„Also los!“, rief Onkel Karl und trat in die Pedale. „Erst mal zum Internat – 1,5 Kilometer, das kriegen wir hin!“ Mia folgte ihm mit einem gewissen Unbehagen. Die ersten Meter verliefen angenehm, doch bald begann die Strecke, wie erwartet, bergauf zu führen. Während Onkel Karl gleichmäßig voran radelte, konzentrierte sich Mia auf ihre Atmung und ihre Technik. Sie wusste, dass es nicht nur auf Kraft ankam, sondern auf kluges Timing und einen gleichmäßigen Rhythmus. „Wie läuft’s da hinten?“, rief Onkel Karl über seine Schulter. Mia schnaufte, ließ sich jedoch nicht entmutigen. „Ich berechne gerade den exakten Neigungswinkel dieses Hügels“, rief sie zurück und grinste. „Vielleicht finde ich ja eine Abkürzung, wenn ich die Physik der Steigung richtig anwende.“ „Da bin ich gespannt!“, antwortete Onkel Karl lachend, aber er sah auch, dass Mia sich wacker schlug. Sie ließ sich nicht unterkriegen – typisch Mia. Selbst bei körperlichen Herausforderungen blieb ihr analytischer Verstand stets aktiv. Nach einer kurzen, aber anstrengenden Radtour von etwa zehn Minuten standen sie schließlich vor dem Internat. Mia betrachtete das alte Gebäude, das etwas Märchenhaftes an sich hatte. Es wirkte wie ein kleines Schloss, das perfekt ins Stadtbild passte. Türme und Erker ragten stolz in die Höhe, und die Fassade war von dichtem Efeu umrankt. Es schien, als wäre hier die Zeit stehengeblieben. Willkommen in deinem neuen Zuhause“, sagte Onkel Karl, während er Mias nachdenklichen Blick beobachtete. Mia nickte langsam, ihr scharfer Verstand arbeitete bereits daran, die vielen Möglichkeiten dieses Ortes zu erfassen. „Es sieht wirklich beeindruckend aus“, murmelte sie. „Fast, als wäre es einem alten Roman entsprungen.“ Onkel Karl führte sie daraufhin durch die Stadt und zeigte ihr einige der schönsten Ecken. Mia beobachtete alles aufmerksam und kommentierte mit einem feinen Gespür für Details. „Die Architektur hier ist faszinierend“, meinte sie, während sie eine besonders gut erhaltene Brücke betrachtete. „Man kann deutlich die Einflüsse der Renaissance erkennen.“ Onkel Karl schmunzelte. „Du machst es mir schwer, dich zu beeindrucken, Mia.“
Sie lachte. „Nun ja, hier steppt nicht gerade der Bär“, scherzte sie. „Aber ich muss zugeben, es hat Charme.“ „Du sollst hier ja auch lernen und keine Partys veranstalten, meine Liebe“, entgegnete Onkel Karl augenzwinkernd. Am späten Nachmittag kehrten sie schließlich nach Hause zurück, beide ein wenig erschöpft, aber zufrieden. Mia hatte das Gefühl, die Stadt besser kennengelernt zu haben, und konnte sich langsam vorstellen, wie das Leben hier aussehen würde. Am Abend, nach einem gemütlichen Essen, verabschiedeten sie sich für die Nacht. „Nun, Mia“, sagte Onkel Karl ernst, aber liebevoll, „morgen beginnt ein neues Kapitel für dich. Dein erster Tag im Internat. Aber ich bin mir sicher, dass du ihn großartig meistern wirst.“ Mia lächelte schwach, doch in ihrem Inneren spürte sie die Aufregung. Sie wusste, dass der nächste Tag eine Herausforderung darstellen würde – nicht nur wegen des neuen Umfelds, sondern auch wegen der Menschen, die sie kennenlernen würde. Aber sie war bereit. Ihr Verstand war scharf, ihre Neugier ungebremst, und sie hatte bereits einen Plan, wie sie sich schnell einleben könnte. Als sie schließlich im Bett lag, ließ Mia die Ereignisse des Tages Revue passieren. Sie dachte an die Stadt, die alten Gebäude und die freundlichen Menschen. Und vor allem dachte sie daran, wie sie die kommenden Tage nutzen könnte, um ihre intellektuellen Fähigkeiten sowie ihre sozialen Talente unter Beweis zu stellen. Morgen, das wusste sie, würde ein neuer Anfang sein.
Fortsetzung folgt
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