Es war hell und liebevoll eingerichtet, mit einem weichen Teppich, einer gemütlichen Sitzecke und einem großen Bett, das unter einem Dachfenster stand. Die Wände waren in warmen Pastelltönen gestrichen, und es gab sogar ein Bücherregal. Das Beste aber war der eigene Balkon, von dem aus Mia einen herrlichen Blick über den Garten und die umliegende Landschaft hatte. „Wow!“, entfuhr es Mia. „Das ist ja fantastisch! So viel Platz und sogar ein Balkon!“ Sie trat ans Fenster und öffnete es, um die frische Luft hereinzulassen. Ein sanfter Wind strich über ihr Gesicht, und sie spürte die angenehme Ruhe dieses Ortes. Ida lächelte zufrieden und zwinkerte ihr zu „Ich wusste, dass es dir gefallen würde. Mach es dir ruhig erst mal gemütlich. Lass dir Zeit beim Auspacken, und wenn du fertig bist, komm einfach raus auf die Terrasse. Dein Onkel und ich bereiten das Essen vor.“ Dankbar nickte Mia und sagte mit einem breiten Lächeln: „Ich freue mich schon auf das Grillen. Vielen Dank, Ida!“. Nachdem Ida das Zimmer verlassen hatte, ließ Mia sich auf das Bett fallen und atmete tief ein. Sie war nicht nur froh, angekommen zu sein, sondern auch überglücklich über den Empfang und die gemütliche Atmosphäre. Das Zimmer fühlte sich bereits jetzt wie ein kleines, persönliches Paradies an.
Mia wusste, dass sie hier die nächsten Wochen voller Abenteuer, aber auch Ruhe und Inspiration verbringen würde. Sie stand auf, öffnete ihre Koffer und begann, ihre Kleidung und Bücher auszupacken. Mit einem systematischen Ansatz – so wie sie es immer machte – sortierte sie ihre Sachen in den Schrank und in das Regal. Alles musste seinen festen Platz haben. Beim Einordnen ihrer Bücher fiel ihr Blick auf eines ihrer Lieblingswerke: ein dickes Buch voller mathematischer Rätsel und kniffliger Probleme. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Vielleicht würde sie später, nach dem Grillen, wieder an einigen der Rätsel arbeiten. Es gab nichts, was sie mehr liebte, als ihren Verstand herauszufordern. Nachdem sie ihre Sachen ordentlich verstaut hatte, zog sie sich um und trat auf den Balkon. Die Sonne war im Begriff unterzugehen und die letzten Strahlen tauchten den Garten in ein warmes Licht. Mia lehnte sich über das Geländer und genoss den Moment der Ruhe. Alles wirkte so friedlich, doch in ihrem Kopf ratterten bereits wieder die Gedanken. Sie überlegte, wie sie die kommenden Tage gestalten könnte – vielleicht würde sie Onkel Karl bei seinen Projekten helfen oder die Gegend erkunden. Mit einem zufriedenen Seufzen drehte sie sich schließlich um und machte sich auf den Weg zur Terrasse, wo sie schon den Duft von gegrilltem Fleisch und Gemüse in der Luft wahrnahm.
Der Abend versprach, ein kleines Fest zu werden. Das Wetter war perfekt – laue Luft und ein klarer Himmel, unter dem die letzten Sonnenstrahlen die Bäume in goldenes Licht tauchten. Der Grill glühte, während der Duft von gegrilltem Fleisch und Gemüse in der Luft lag. Onkel Karl und Mia saßen auf der Terrasse, plauderten und lachten, während die Zeit wie im Flug verging. Es war lange her, dass sie sich so entspannt unterhalten hatten, und beide genossen die seltene Gelegenheit, ihre Geschichten auszutauschen. Als die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwand und die Sterne langsam zum Vorschein kamen, legte sich die Dunkelheit wie eine Decke über den Garten, und das leise Zirpen der Grillen begleitete ihre Gespräche. Es war einer dieser Abende, an denen alles harmonierte und man sich wünschte, die Zeit möge stillstehen. Mit einem breiten Grinsen schlug Onkel Karl plötzlich einen Plan für den nächsten Tag vor. „Morgen, Mia“, begann er, während er einen letzten Bissen nahm, „machen wir eine Radtour. Ich zeige dir das Internat und ein paar richtig coole Ecken in der Stadt. Du wirst es lieben!“ Mias Lächeln gefror für einen Moment, und sie sah ihn ungläubig an. „Radtour? Hier? Auf diesen Hügeln?“ Ihre Augen wurden groß, als hätte Onkel Karl gerade vorgeschlagen, den Mount Everest zu besteigen. „Oh nein, das überlebe ich niemals!“ Ein Hauch von Panik durchzog ihre Stimme. Onkel Karl brach in schallendes Gelächter aus und schüttelte amüsiert den Kopf. „Ach, Mia, mach dir doch keine Sorgen. So schlimm ist es nicht. Du bist doch sportlich, das schaffst du mit links.“ „Sportlich?“ Mia hob eine Augenbraue und lachte ironisch.
„Mein Verstand mag sportlich sein, aber meine Beine sind mehr auf kurze Distanzen eingestellt, wenn du verstehst, was ich meine.“ Onkel Karl grinste breit. „Keine Sorge, ich werde es nicht übertreiben. Wir nehmen es locker. Und die Aussicht von den Hügeln ist es absolut wert, das verspreche ich dir.“ Mia seufzte tief und überlegte einen Moment. Ihr scharfer Verstand suchte nach einer Möglichkeit, dieser Herausforderung zu entgehen, doch sie wusste, dass Onkel Karl sich nicht so leicht umstimmen ließ. Sie zog eine Grimasse und meinte schließlich halb ernst, halb scherzend: „Vielleicht könnte ich die Physik der Steigung berechnen und so den perfekten, mühelosesten Weg finden... Aber bis ich das herausgefunden habe, bin ich vermutlich schon den Hügel heruntergekullert.“ Onkel Karl schüttelte lachend den Kopf. „So schlau du auch bist, Mia, gegen diese Hügel kommst du nicht allein mit Theorie an. Aber ich bin mir sicher, dass du einen Weg findest, mich morgen wieder zu überraschen.“ Mia schnaubte leise, doch ihr Lächeln verriet, dass sie bereits einen neuen Plan schmiedete. Schließlich nickte sie langsam. „Na gut, Onkel Karl. Aber erwarte nicht, dass ich dabei schweigend leide.“ „Ich erwarte nichts weniger als deine gewohnt scharfsinnigen Kommentare, Mia", erwiderte er mit einem Augenzwinkern. „Und jetzt ab ins Bett. Es ist spät, und du brauchst deine Energie für morgen.“ Mia rollte mit den Augen, doch insgeheim wusste sie, dass Onkel Karl recht hatte. Die Chance, sich etwas Neuem zu stellen und dabei zu beweisen, dass sie nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Körper siegen konnte, war etwas, dass sie reizte. Nachdem sie sich bettfertig gemacht und sich in ihr gemütliches Bett gekuschelt hatte, versuchte sie, ihre Gedanken zur Ruhe zu bringen. Der morgige Tag lag wie eine kleine Prüfung vor ihr, aber je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr begann sie sich darauf zu freuen. Vielleicht war die Radtour ja gar nicht so furchterregend, wie sie dachte. Und wenn doch – sie war Mia, und sie war immer gut vorbereitet.
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